Gründerin und Gründer

Die Gründungsmitglieder der Gesellschaft kannten sich seit den Tagen der Weimarer Republik. Sie hatten sich schon damals für Frieden und Verständigung unter den Völkern eingesetzt. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten hatte ihre beruflichen Laufbahnen unterbrochen und zu politischer Untätigkeit verurteilt oder in den Widerstand und in die Emigration getrieben. Nach dem Krieg widmeten sie sich dem Neuaufbau des politischen Lebens in Bayern und dem Bund.

Friedrich Wilhelm von Prittwitz und Gaffron (1884-1955), Erster Vorsitzender

Botschafter a. D. von Prittwitz und Gaffron war von 1948 bis zu seinem Tod im Jahre 1955 Erster Vorsitzender der Gesellschaft für Auslandskunde.

Der damalige Botschafter in Washington war der einzige hochrangige Beamte des Auswärtigen Amtes, der kurz nach Hitlers Machtergreifung im März 1933 von seinem Amt zurücktrat. Gegenüber Außenminister Freiherr von Neurath begründete er dies damit, seine politische Einstellung wurzele „in dem Boden einer freiheitlichen Staatsauffassung und den Grundprinzipien des republikanischen Deutschlands“. Er könne in Washington „aus Gründen des persönlichen Anstandes wie solchen der sachlichen Aufgaben“ nicht mehr erfolgreich wirken.

Einigermaßen unbehelligt lebte er nach seiner Rückkehr aus den USA zurückgezogen als Wirtschaftsberater am Starnberger See in Bayern. Als ehemaliges Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) hielt er zu seinen ehemaligen Parteifreunden weiter Kontakt.

 1946 war er einer der Gründungsmitglieder der Christlich-Sozialen Union (CSU) und 1950/1951 Mitglied des Landesvorstands. Er war von 1946 bis 1954 Mitglied des Bayerischen Landtages, 1950 direkt gewählt im Wahlkreis Würzburg.

 1950/1951 war er zudem stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion.

Hilde Heilmann
 (1903-1996), Erstes Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Auslandskunde

Die ausgebildete Konzertpianistin war maßgebliche Initiatorin, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied und vorübergehend auch Vorsitzende der Gesellschaft für Auslandskunde. Sie organisierte Veranstaltungen mit prominenten Referenten aus dem Ausland, knüpfte Kontakte zu verwandten Gesellschaften und baute in der Geschäftsstelle eine Bibliothek mit über 2000 Bänden und mehr als 120 internationalen Zeitungen und Zeitschriften für die Mitglieder auf. Bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten leitete sie das Potsdamer Büro der britischen „All People’s Association“, die den Internationalismus fördern wollte. Die Nichte des vormaligen Leipziger Oberbürgermeisters Carl Goerdeler, dem führenden Kopf der zivilen Opposition gegen das NS-Regime, unterhielt diverse Kontakte zu dessen Kreis, darunter auch spätere Mitstreiter in der Gesellschaft für Auslandskunde. Hilde Heilmann war mit dem Ministerialdirektor Dr. jur. Georg Heilmann verheiratet. Nach dem gescheiterten Staatsstreich vom 20. Juli 1944 nahm die Gestapo das Ehepaar vorübergehend in Haft. Carl Goerdeler wurde im Februar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Thomas Dehler (1897-1967)

Rechtsanwalt Dehler war während der Weimarer Republik Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und war seit dieser Zeit mit Ex-Botschafter von Prittwitz bekannt gewesen. In der NS-Zeit wurde seine anwaltliche Tätigkeit unterbunden; er unterhielt Kontakte zum liberalen Widerstand. Nach dem Krieg machte er schnell Karriere: Von 1945 bis 1947 war er Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Bamberg, ab 1946 auch Generalankläger am Kassationshof beim Bayerischen Staatsministerium für Sonderaufgaben (Entnazifizierung). Er zählte zu den Mitbegründern der FDP Bayern und hatte von 1946 bis 1956 den Parteivorsitz inne.
Im Juni 1946 wurde er in die Verfassunggebenden Landesversammlung gewählt und im Dezember 1946 in den Bayerischen Landtag. Dieser entsandte ihn auch in den Parlamentarischen Rat zur Gestaltung des Grundgesetzes. Von 1949 bis zu seinem Tod war Dehler Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort war er 1953 bis 1957 Vorsitzender der FDP-Fraktion und 1960 bis 1967 einer der Vizepräsidenten. Zudem fungierte er im ersten Kabinett Adenauers 1949-1953 als Bundesjustizminister.

Otto Lenz (1903-1957)

Der Jurist, vor 1933 Zentrums-Mitglied, war 1945 Mitbegründer der CDU in Berlin sowie von 1951 bis 1953 Staatssekretär und Chef des Bundeskanzleramts unter Konrad Adenauer, danach und bis 1957 Mitglied des Deutschen Bundestages. Der vormalige Pressereferent des preußischen Justizministers musste 1938 aus dem Staatsdienst ausscheiden und ließ sich als Rechtsanwalt nieder. Vor dem Reichskriegsgericht vor dem Reichskriegsgericht verteidigte er seinen Kollegen, den späteren CSU-Vorsitzenden Josef Müller, genannt „Ochsen-Sepp“, vor dem Reichskriegsgericht gegen die Anklage des Hochverrates und erwirkte Freispruch. Lenz hatte Kontakt zu Widerstandskreisen, u. a. zu Carl Goerdeler, der ihn als Staatssekretär im Reichskanzleramt oder als Verkehrsminister ins Auge fasste. Lenz wurde im Oktober 1944 verhaftet, im Januar 1945 vor dem „Volksgerichtshof“ angeklagt und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 28. April 1945 wurde er von sowjetischen Soldaten befreit. 1945 zählte Lenz zu den Mitbegründern der CDU in Berlin.

„Die großen politische Probleme unserer Zeit können nur gelöst werden, wenn die Völker insbesondere die benachbarten europäischen Nationen sich gegenseitig kennen- und verstehenlernen. Ich glaube, dass die Gesellschaft für Auslandskunde … hierzu einen wichtigen Beitrag geleistet hat.“ – Otto Lenz (1956)

Otto Schniewind (1887-1970)

Der Bankier war von 1948 bis 1958 erster Vorsitzender des Verwaltungsrates bei der neugegründeten „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ (KfW) und leitete 1948/1949 die Koordinierung des Marshall-Plans. 1948 wurde er Vorsitzender der „Bayer. Rückversicherung AG“ in München.

Der studierte Jurist hatte seine Karriere in der Weimarer Republik begonnen, ehe er 1935 zum Ministerialdirektor im Reichswirtschaftsministerium und 1937 zum Mitglied des Reichsbankdirektoriums ernannt wurde. 1938 verließ er den Staatsdienst, um sich als Geschäftsführer im „arisierten“ Bankhaus Seiler & Co. in München niederzulassen. Aufgrund seiner Kontakte zum Widerstandskreis um Carl Goerdeler wurde er nach dem 20. Juli 1944 verhaftet, aber noch vor Kriegsende entlassen.

Waldemar von Knoeringen (1906-1971)

Von Knoeringen war in den Nachkriegsjahren einer der Hauptprotagonisten beim Wiederaufbau der bayerischen SPD. Der ehemalige Angestellte bei der Krankenkasse in Rosenheim war bereits 1926 der Partei beigetreten und bei der sozialistischen Arbeiterjugend aktiv gewesen. 1933 floh er vor den Nationalsozialisten zunächst nach Österreich, dann in die Tschechoslowakei, nach Paris und nach London, wo er den unabhängigen „Sender der Europäischen Revolution“ leitete und für das deutschsprachige BBC-Programm arbeitete. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1946 gehörte er 1946 der Verfassungsgebenden Versammlung an und war von 1946 bis 1970 Mitglied des Bayerischen Landtages, davon acht Jahre als Fraktionsvorsitzender. 1947 bis 1963 übernahm er den Vorsitz der bayerischen SPD. Von 1949 bis 1953 war er zudem Mitglied des Deutschen Bundestages. Bis 1970 blieb er Abgeordneter des Bayerischen Landtags.

Hans Menzel (1887-1958)

Der Jurist und Politiker war von 1945 bis 1954 Präsident des Arbeitsamtes Südbayern in München. Als gebürtiger Schlesier hatte er u.a. auch den ersten Vorsitz im „Schlesierverband Bayern“ inne. Vor dem Krieg wirkte das SPD-Mitglied als stellvertretender Reichs- und preußischer Staatskommissar für die Provinzen Schlesien und Posen sowie Leiter der Verfassungsabteilung im Reichsinnenministerium. 1932 wurde er vom Kabinett Papen aus dem Staatsdienst entlassen.

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